Deutung eschatologischer Texte

■ Es mag interessant erscheinen, dass die Römisch-Katholische Kirche jedes liturgische Jahr mit einem eschatologisch gestimmten Text im Evangelium der hl. Messe (Mt 24,15-35 am 24. und letzten Sonntag nach Pfingsten) ausklingen und mit einem analogen endzeitlich ausgerichteten Text (Lk 21,25-33 am Ersten Adventsonntag) das jeweilige neue liturgische Jahr auch wieder beginnen lässt. So treffen wir da jeweils auf eine sehr emotional gehaltene Beschreibung der endzeitlichen Drangsal bzw. uns werden Zeichen beschrieben, die dem endzeitlichen Gericht und dem zweiten Kommen Christi in Herrlichkeit vorausgehen würden.
Es hat schon immer unsere menschliche Neugierde gereizt zu erfahren, welche konkreten historischen Ereignisse genau da gemeint sein könnten. So ist es fast nicht zu vermeiden, dass man sich ebenfalls Gedanken darüber macht, ob denn diese oder jene Voraussage auf ein bestimmtes Ereignis der Weltgeschichte zutrifft oder nicht, besonders wenn es sich um die Gegenwart der eigenen Lebenszeit handelt.
Nun, zuerst muss grundsätzlich festgehalten werden, dass solche Texte, die man dann ja verstärkt v.a. auch in der Geheimen Offenbarung des hl. Apostels Johannes antrifft, einer sehr starken prophetischen Natur sind und daher für uns Menschen sehr schwer zu verstehen sind. Wie tritt also die katholische Kirche an solche Texte heran bzw. welche Empfehlung der Deutung solcher Schriftstellen gibt sie ihren Gläubigen? Gehören diese alle ja zu den Schriften des Neuen Testamentes.
Eine jede genauere Interpretation eines prophetischen Textes setzt das Wissen um eine große Menge von betreffenden Umständen, Personen und Realien voraus, vor allem wenn es sich um endzeitliche Ankündigungen handelt. Eine solche Kenntnis besitzen wir alle nicht im Entferntesten. Schon deswegen ist uns da extreme Vorsicht sowie Zurückhaltung angeraten!
Außerdem ist es nicht sicher, dass da immer konkrete einzelne Ereignisse gemeint sein müssen, auf welche scheinbar hingewiesen werde. Es ist auch möglich, dass es sich dabei z.B. um Beschreibungen von bestimmten Zuständen und Fehlverhalten der Menschen handelt. Nach der Art also: Immer dann, wenn bei den Menschen diese schwer-unsittliche Gesinnung oder jenes sündhafte Treiben auftreten sollten, dann dürften sie bestimmte prophetische Androhungen von Strafe und Unheil sehr wohl auch auf sich beziehen – ob auf ihre Zeit, Gesellschaft oder eigene Person.
Daher ist es nicht falsch, wenn man von Anfang an davon ausgeht, dass solche prophetischen Texte sowohl als eine Beschreibung der belohnenden Reaktion als auch einer strafenden Aktion Gottes auf grundsätzliches menschliches Verhalten angefasst werden können. Vor allem würde dies Fälle betreffen, in welchen es sich um fundamentale moralisch-relevante Bereiche der Beziehung der Menschen zu Gott und zueinander handelt. So müsste man bei der Androhung der Strafe Gottes wohl an unsere Vergehen eines fortschreitenden Glaubensabfalls oder sogar einer bereits ganzheitlich stattgefundenen Apostasie denken. Denn um relative Belanglosigkeiten handelt es sich da wohl kaum!
■ Trotzdem werden einige Grundaussagen sehr wohl erkennbar und verständlich beim Lesen dieser Texte, auch wenn man sich da nicht ins Detail begeben kann. So besteht die Hauptaussage der Beschreibung der endzeitlichen Drangsal in Mt 24,15-35 in der Ankündigung, dass diese mit einem „Greuel der Verwüstung am heiligen Ort“ eingeleitet würde. Es wird dann detailliert beschrieben, dass und wohin man fliehen soll bzw. wie diese Flucht aussehen soll, wenn man nämlich diesen „Greuel der Verwüstung“ sehen sollte.
Sicherlich geht es dann nicht darum zu beachten, welche Kleider man bei dieser Flucht mitnehmen soll und welche nicht, welcher konkrete Tag der Woche sich am besten dafür eigne oder unbedingt vermieden werden sollte. Nein, es geht hierbei um die Dringlichkeit der ganzen Aktion. Und eingeleitet werde diese Drangsal mit einer geistigen „Verwüstung“.
„Im Buch des Propheten Daniel ist mehrfach von einem Greuel der Verwüstung die Rede, womit in der Zeit, in der das Buch Daniel entstand, ein kleiner heidnischer Opferaltar gemeint war, den der syrische König Antiochus IV. im Jahr 168 v. Chr. aufstellen ließ, und zwar – darin bestand der schreckliche Greuel – auf dem großen Brandopferaltar des Tempels. Dieser Brandopferaltar ist die ‚heilige Stätte‘. Er wurde durch die Tat des judenfeindlichen Königs zwar nicht zerstört, aber götzendienerisch entweiht. … Eine solche Entweihung wird wieder geschehen und eines der Signale des hereinbrechenden Endes sein.“ (Das Evangelium nach Matthäus. 2.Teil, erläutert von W. Trilling. Patmos Verlag 1965, S. 258.)
Da Jesus sich bei Seiner Ankündigung selbst auf diese Stelle bei Daniel bezieht, darf vermutet werden, dass Er mit dem „Greuel der Verwüstung an heiliger Stätte“ ebenfalls analoge Akte der Entweihung des Heiligtums und des Heiligen generell meint, die nach Seiner Himmelfahrt passieren sollten.
Früher handelte es sich bei Entweihungen von Kirchen oft um ihre gewalttätige Besitznahme durch die betreffenden nichtkatholischen Mächte mit darauffolgender Zweckentfremdung der katholischen Gotteshäuser, in welchen ja das heilige Opfer des Neuen Bundes dargebracht worden ist – ob diese dann etwa „nur“ als Lagerhallen und Konzerthäuser dienten oder ob in ihnen sogar auch nichtchristliche religiöse Zeremonien durchgeführt worden sind.
Und es ist dann auch verständlich, dass die Christen und Katholiken bei solchen Ereignissen praktisch wie selbstverständlich an den betreffend angekündigten „Greuel der Verwüstung an heiliger Stätte“ gedacht hatten. Es war sicher nicht falsch zu fragen, ob diese Prophezeiung dann wenigstens teilweise in Erfüllung gegangen sei. Könnte ja gewesen sein, auch wenn man da natürlich keine letztendliche Festlegung vornehmen kann.
Im Text des Evangeliums vom letzten Sonntag im Kirchenjahr kündigt Jesus auch ausdrücklich an: „Es werden falsche Christus und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und (Schein)Wunder wirken, so dass selbst die Auserwählten, wenn es möglich wäre, in Irrtum geführt würden. Seht, Ich habe es euch vorhergesagt.“ (Mt 24,24f.) Damit lenkt Jesus unsere Aufmerksamkeit auch darauf, dass wir es mit Menschen zu tun bekommen könnten, die fälschlicherweise behaupten, in der Autorität und im Auftrag Christi selbst zu handeln.
Dabei meint Jesus allem Anschein nach nicht nur solche Menschen, die zwar in Bezug auf ihre kirchliche Legitimation irren, aber persönlich dennoch (fälschlicherweise) der Meinung sind, rechtmäßig im Namen und Auftrag Jesu Christi und Seiner Kirche zu handeln, sondern vor allem auch jenen Personenkreis, der voll bewusst einer perversen Intention folgend sich durch absichtliches Verstellen und das Vorspielen falscher Tatsache anderen Menschen gegenüber als Diener Christi präsentiert, obwohl er ausdrücklich die Sache Christi und Seiner Kirche beschädigen und zerstören will. In solchen Fällen von bewusstem Säen von Zweifel und Verwirrung kann man wohl wirklich von einer diabolischen Intention sprechen!
Somit können wir die betreffenden Warnungen Jesu so verstehen, dass Er uns anleitet, uns in ganz besonderem Maß vor jenen Strömungen und Kreisen in Acht zu nehmen und zu hüten, die zwar im Schafspelz auftreten, inwendig aber doch voll absichtlich das Werk eines reißenden Wolfes verrichten wollen (vgl. Mt 7,15). Denn würden wir diese extrem wichtige Aufmerksamkeit nicht aufbringen, würde „zutreffen, wovor Paulus so eindringlich warnt, dass der Satan und Antichrist nämlich insofern den endzeitlichen ‚Abfall‘ bewerkstelligen werde, dass er, ‚der Sohn des Verderbens, der Widersacher, der sich über Gott und alles Heilige erhebt‘, sich sogar im ‚Tempel Gottes‘ ‚für Gott‘ ausgeben werde! Das am meisten Gotteslästerliche und Blasphemische daran wird sein, dass dies alles für die verblendeten Christen ausgerechnet im Namen und in der Autorität Christi geschehen werde, ohne dass sie merken, wie sie die ganze Zeit belogen worden sind und nun weiterhin mit wahrhaft diabolischer List an der Nase herumgeführt werden.“ („Beiträge“/152, S. 22f.)
■ Wenn wir uns unsere heutige konkrete Lage im Licht dieser Prophezeiung anschauen, so müssen wir in jedem Fall einen seit mindestens einem halben Jahrhundert stattfindenden Prozess des bedenklichen inhaltlichen Austauschs von wichtigen sittlichkeitsrelevanten Begriffsinhalten fixieren, was wesentlich die moralische Gesundheit unserer Gesellschaft beeinflusst. So ist Abtreibung nicht mehr Tötung menschlichen Lebens, sondern gehört in vielen Bevölkerungsschichten sogar zum guten Ton und wird zum Recht der Frau deklariert. Und wehe, man kritisiert das – prompt bekommt man es mit dem Vorwurf der Intoleranz und Diskriminierung anderer zu tun. Ist das denn nicht eine Pervertierung der moralisch-relevanten Grundbegriffe?
Ebenso ist Familie nicht mehr Vater-Mutter-Kind, sondern Vater und Mutter sollen lediglich als Elternteil Eins und Elternteil Zwei angesehen werden, egal ob sie männlich oder weiblich sind. Dazu wird von der liberalen Elite stark das vermeintliche dritte Geschlecht „divers“ promotet und die sehr großen Einfluss ausübende soziale Plattform Facebook bietet seinen Nutzern seit 2014 die Wahl unter 60 Geschlechtsidentitäten an. Da kann man erkennen, in welche Richtung es weiter gehen soll. Ist das denn nicht ebenso eine Verdrehung von essentiellen Grundlagen einer Gesellschaft?
Trotz der eindeutig christlichen historischen Prägung der Gesellschaften und Völker in den allermeisten europäischen Ländern wird immer mehr an der Schwächung und Zurückdrängung der spezifisch christlichen Identität Europas gearbeitet und jeder fast schon wie ein Unmensch angesehen, der es wagen sollte, etwa typisch christliche Wertvorstellungen wenigstens etwas mehr in den Vordergrund zu positionieren.
Gleichzeitig gehöre es zur sog. künstlerischen Freiheit, über alles und jedes noch so primitiv zu spotten und es der Lächerlichkeit preiszugeben, sofern dies das Christentum und seinen sakralen Bereich angeht. Sowohl dürfe ein Kruzifix in ein Glas Urin gestellt werden – offiziell nicht zu beanstandende künstlerische Freiheit – als auch Maria auf das Niveau der Frauen vom flachen Gewerbe heruntergezogen werden. Jedenfalls „durfte“ vor einigen Jahren schon einmal eine Skulptur Mariens ausgestellt werden, wo sie mit freiem Unterkörper und ausgebreiteten Beinen angeblich ihre Empfängnisbereitschaft ausgedrückt habe. Für einen katholischen Christen besteht kein Zweifel daran, dass solches sehr wohl unter die Kategorie „Greuel der Verwüstung am heiligen Ort“ fällt!
Das Schlimmste an allen diesen Prozessen ist wohl, dass die Instanz, die eigentlich am allereifrigsten die vitalen Interessen des Christentums und Katholizismus verteidigen sollte, zu einem gehörigen Teil geistig praktisch selbst die Fronten gewechselt und zu den Feinden Christi übergelaufen ist. Denn als was soll man es denn bitte sonst einstufen, wenn die „Konzilskirche“ ihre authentische christliche Missionstätigkeit im Namen der Ideologie eines „interreligiösen Dialogs“ und falsch verstandenen "Ökumenismus" aufgehoben hat und entsprechende Bemühungen echter Christen als verabscheuungswürdigen „Proselytismus“ abwertet und somit moralisch kriminalisiert? Das heißt, man wendet sich vollbewusst gegen den Missionsauftrag Christi (Mt 28,18-20)!
Besteht ja das oberste Dogma dieser Sekte, welcher momentan Jorge Maria Bergoglio mit dem Namen Franziskus vorsteht, darin, ausdrücklich zu leugnen, dass der Glaube an Jesus Christus als göttlichen Erlöser heilsnotwendig ist – bei der gleichzeitigen Behauptung, dass jede (konsequenterweise noch so absurde und abwegige) Religion als solche und somit auf ordentlichem Weg zu Gott führen würde. Arbeitet man denn damit nicht voll und ganz dem in der heiligen Schrift ausdrücklich erwähnten Antichristen in die Hände, dessen größte List und Bosheit darin besteht, die moralischen Grundbegriffe von gut und schlecht, von wahr und falsch zu verdrehen?
Leider ist von solchen Entwicklungen auch das liturgische Leben der Kirche und der Gläubigen betroffen. Sämtliche Riten der lebenspendenden Sakramente, darunter auch der überlieferte Ritus der hl. Messe, wurden im Geiste der Anpassung an den häretischen und ganz speziell das Messopfer und die wahre christliche Rechtfertigung ablehnenden Protestantismus „reformiert“, womit die essentiellen Fragen nach dem Streben des Menschen nach Gott und der Heiligung seines Lebens betroffen sind.
Dabei muss man unter treuer Anwendung katholischer Kriterien insbesondere bei der „neuen Messe“ auf deren Ungültigkeit schließen. Ist es denn nicht im Sinn des Widersachers Christi, den wahren Jüngern dann auch noch die Himmlische Gnadenspeise und die Göttlichen Segnungen zu rauben?
Leider kann eine solche Auflistung der einzelnen Sünden des theologischen Modernismus und Liberalismus gegen den Glauben, von welchen die heutige offizielle „Konzilskirche“ erfüllt ist, lang fortgesetzt werden. Ihre geradezu genüsslich zelebrierten und als Unterwerfung aussehenden Verbrüderungsgesten mit den un- und antichristlich eingestellten Kreisen und Mächten des Großkapitals unterstützen nur noch weiter und stärker den Verdacht, dass das prophetische Wort Jesu von dem zu erwartenden „Greuel der Verwüstung am heiligen Ort“ vielleicht auch auf unsere Gegenwart zutrifft.
Das besonders Tragische daran ist in den Worten Jesu aus der Bergpredigt an Seine Jünger angesprochen: „Ihr seid das Salz der Erde. Wenn aber das Salz schal wird, womit soll man es salzig machen?“ (Mt 5,13.) Denn wenn die, die eigentlich dazu berufen worden sind, den Segen Christi durch ihre apostolische Tätigkeit zu verbreiten, sich plötzlich dieser Aufgabe und sogar ihres Erlösers schämen und die Namen der Gegner Christi auf ihre Fahnen schreiben, dann haben wir es wohl wirklich mit einer geistigen „Verwüstung“ zu tun!
Zumal ein Sprichwort sagt: „Corruptio optimi pessima“, welches so viel bedeutet, dass das geistige Versagen derer, die eigentlich für die Sache Christi kämpfen und Seine Fahne hochhalten sollen und somit von vielen zu den sprichwörtlich Guten gerechnet werden, aber plötzlich jämmerlich versagen und teilweise sogar auch noch die Agenda der ausgesprochenen Gegner des wahren Christentums und der Christenheit betreiben, die größte Tragödie ist. Ein solcher Verrat ist in geistiger Hinsicht wohl am allerschlimmsten – wohl noch schlimmer als die öffentliche Verfolgung der Kirche. Denn da erscheint es so, als wäre Weiß nicht mehr Weiß und Schwarz nicht mehr Schwarz – Gott bleibt nicht mehr heilig und der Teufel erhält absurderweise Eigenschaften Gottes zugesprochen! Bei einer solchen Pervertierung der Grundsätze müssten bei jedem gottliebenden Katholiken und sich nach dem wahren Gott sehnenden Menschen die Alarmglocken schrillen.
■ Was wird dann als Reaktion der Gläubigen auf diese ganzen historischen und sehr wohl apostatisch anmutenden Entwicklungen empfohlen? Im Evangelium des letzten Sonntags im Kirchenjahr ist die Rede von einer Flucht. Sicherlich ist diese ebenfalls nicht im wörtlichen, sondern im geistigen Sinn zu verstehen. Wohl kann man darin die Notwendigkeit einer geistigen Trennung und inneren Separierung sowohl von allen diesen Ideen selbst als auch von allen Urhebern und Förderern des betreffenden Glaubensabfalls erkennen.
Wie man sich z.B. bei einer jeden Grippe vernünftigerweise in gewisse räumliche Distanz zu stark hustenden und mächtig nießenden Menschen begibt, um nämlich die Gefahr der eigenen Ansteckung zu reduzieren, so soll man sich wohl auch bei der betreffenden stark „infektiösen“ geistigen Krankheit von allen ihren Quellen und Brandherden absondern. Denn zögert man da zu lang oder distanziert sich nicht entschieden genug, setzt man sich einem hohen Risiko einer eigenen inneren Annahme des betreffenden geistigen Giftes aus!
Kennen wir doch genug Fälle, in welchen die Menschen zwar verstanden haben, dass sich da etwas Übles abspielt. Aber aus falsch verstandenem Gehorsam oder einer emotionalen Anhänglichkeit an diesen oder jenen Pfarrer, Bischof oder Papst oder aus Angst vor dem dummen Geschwätz der Mitmenschen blieben sie dennoch bei der „Konzilskirche“. Als Folge davon wurden sie dann entweder innerlich gebrochen (wegen der Menge und des Ausmaßes der gemachten Kompromisse, d.h. der wissentlich falschen Entscheidungen gegen das eigene Gewissen) oder sie brachten dann mit dem Andauern der betreffenden modernistischen Berieselung „Verständnis“ für die ganzen Neuerungen auf. So wechselten sie schlussendlich auch zum Lager derer über, die alles gut und toll finden, was spezifisch modernistisch-antikatholisches Gedankengut ist.
Man beachte dabei auch die Dringlichkeit und Unaufschiebbarkeit der betreffenden notwendigen glaubensmäßigen Reaktion der Gläubigen auf die „Drangsal jener Tage“, von welcher Jesus da spricht. Wer nicht in Entsprechung zu bereits ausreichend gewonnen Erkenntnissen in Bezug auf die Notwendigkeit handelt, bestimmte Schritte in Abwehr der bestehenden Gefahr zu unternehmen, der nimmt fahrlässig in Kauf, irgendwann den ganzen Versuchungen gegen den Glauben nicht mehr gewachsen zu sein bzw. von der Wucht des Irr- und Unglaubens überrollt zu werden. Dann verliert man oft zusätzlich auch noch das, was man bisher an heilsamen Erkenntnissen und auch an sonstigen Segensgütern gewonnen hatte (vgl. Mt 25,28f).
■ Zugleich kündigt Jesus auch Seine Wiederkunft an: „Sogleich nach der Drangsal jener Tage wird sich die Sonne verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren, die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels erschüttert werden. Und dann wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen. Da werden alle Völker auf Erden wehklagen. Sie werden den Menschensohn kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit Macht und großer Herrlichkeit. Er wird Seine Engel aussenden mit lautem Posaunenschall, und sie werden Seine Auserwählten von den vier Windrichtungen zusammenführen, von einem Ende des Himmels bis zum andern.“ (Offb 15,29-31.)
Offensichtlich wird dann auch die Natur durch außergewöhnliche Erscheinungen so aus ihren Fugen geraten, dass dies von niemand mehr übersehen werden kann. Vielleicht wird das betreffende Wehklagen über die eigenen Verfehlungen und die vertanen Chancen stattfinden. Jedenfalls wird Christus Seine treuen Diener um sich scharen und sie an Seiner Herrlichkeit teilnehmen lassen.
„So sollt ihr auch, wenn ihr dies alles seht, wissen, dass es nahe vor der Türe ist. … Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Um jenen Tag aber und jene Stunde weiß niemand etwas, auch die Engel des Himmels nicht, sondern nur der Vater allein.“ (Offb 24,33-36.)
Also gehört es weder zu unserer Aufgaben, die Zeit der Wiederkunft Christi etwa in spitzfindiger Weise zu berechnen und den Menschen als große Entdeckung und Sensation zu präsentieren, noch zu viel Energie in Bezug auf die „Entzifferung“ der dann stattfindenden physikalischen Ereignisse zu verschwenden.
Nein, unsere Hauptaufgabe in diesem gesamten Zusammenhang soll wohl darin bestehen, „das Zeichen des Menschensohnes am Himmel“ so bereits jetzt jeden Tag in unserem Leben „erscheinen“ zu lassen, dass wir mit Ihm innigst verbunden sind und aus Ihm und durch Ihn leben. Denn wenn die Gnade und die Liebe Christi unseren geistigen Lebensatem bilden, dann müssen wir keine ungesunde Angst und Sorge vor den künftigen Prüfungen haben, weil wir auf Seine Stärkung und Führung vertrauen!
„Wer sollte euch Übles zufügen, wenn ihr auf das Gute bedacht seid? Selig seid ihr, wenn ihr auch um der Gerechtigkeit willen leiden müsst. Lasst euch durch sie nicht einschüchtern und nicht erschrecken! Haltet nur Christus, den Herrn, heilig in euren Herzen.“ (1 Petr 3,13-15.)

P. Eugen Rissling

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